Swiss Cleanroom Community

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9. Swiss Cleanroom Community Event

Auch die 9. Ausführung des Swiss Cleanroom Concept Community Event am 03. November in Muttenz stiess auf reges Interesse in der Reinraumbranche: Im Hotel Mittenza fanden sich über 150 Teilnehmerein, um sich über neueste Entwicklungen in den Reinraumtechnologien zu informieren. Insgesamt 30 Firmen gestalteten den Event abwechslungsreich mit Referaten und Informationsständen. 

Beim gemütlichen Networking-Apéro war genügend Raum, um mit potenziellen Geschäftspartnern oder Bekannten ins Gespräch zu kommen. Frank Zimmermann, CEO und Gründer der Swiss Cleanroom Concept GmbH ist mehr als zufrieden: «Die Teilnehmerzahl ist im Vergleichzum achten Event im Frühling dieses Jahres nochmals angestiegen: Von 110 auf über 150. Das ist eine schöne Entwicklung. »In acht Kurzreferaten wurden die Mitglieder der Reinraumbranche durch Themen rund um die Reinraumtechnologie geführt.

Den Auftakt machte Marcel Zehnder von der BWT Aqua AG mit einem Vortrag über die Energieeffizienz von Reinstwasseranlagen. Dabei beginnt das Haushalten mit Energie bereits bei der Planung der Wasseranlage. Sind die Fragen nach der benötigten Wasserqualität, Wasserbedarf und des Aufbereitungsverfahrens geklärt, kann das Feintuning erfolgen. «Je grösser die Ringleitung, desto mehr Energie wird benötigt», mahnte Zehnder. Ein gutes Zapfstellenmanagement setzt dem nach Prioritäten und ein korrekt ermitteltes Tankvolumen sowie mehrere Aufbereitungskolonnen senken den Energiebedarf. Daneben müssen noch weitere Energiefresser berücksichtigt werden: Abwasseraufbereitung oder die Sanitisierung mit Ozon/UV oder Heissdampf gehören ebenso in die Wasserversorgung des Reinraums, so Zehnder. «Schliesslich äussert sich eine energieeffiziente Anlange in einer Kostenreduktion, wodurch sich eine gute Planung letztlich auszahlt.», resümiert Zehnder, oder wie er es mathematischer, mit einem Schmunzeln ausdrückte:  «Planungsenergie= Energieeffizienz hoch 2» 

Abbildung 1
Kundenberatung am Stand von H. Lüdi + Co. AG, Systemanbieter für Medien- und Energieversorgung und Hersteller von Hochleistungs-Armaturen.
 

Reinraum und Hygiene 
Eine bekannte Technologie neu entdeckt: Giuseppe Cirillo von SKAN AG stellte in seinem Kurzreferat die Raumdekontamination mit UV-C Licht vor. Dieses «etwas andere Sonnenstudio» sei kein Ersatz für gängige Methoden wie Wischdesinfektion oder H2O2 Begasung, betonte der Experte, «sondern es schliesst eine Lücke, wo herkömmliche Methoden nicht ausreichen oder angewendet werden können.»  

H. Lüdi + Co. AG am Swiss Cleanroom Concept Community Event

Der mobile SKAN UV-C360 – eine fahrbare, fernbedienbare UV Lampe mit 360° Reichweite, kommt beispielsweisein medizinischen Behandlungsräumen zum Einsatz, welche innert kurzer Zeit wieder bereitstehen müssen. Ein Dekontaminationszyklus ist mit 3 – 5 Minuten sehr kurz und kommt ohne schädliche Chemikalien oder Gerüche aus. Eine Keimreduktionvon bis zu 5 Logstufen ist erwiesen, welche auf Schädigung der DNA von Keimen beruht. Die Technik ist als Ergänzung der Wischdesinfektion vor allem in Krankenhäusern oder Patientenzimmern zur Bekämpfung von nosokomialen  Erregern, oder öffentlichen Räumen wie Flughäfen denkbar– also dort, wo keine H2O2 Dekontaminationerfolgen kann, weil eine Abdichtung des Raums nicht möglich ist.  

Abbildung 2
Freundlicher Empfang am Stand von NNE Pharmaplan, Experte für Pharma Engineering.
 

Grundsätzlich eignet sich die Methode jedoch auch für Labor und Reinraum, für diverse Oberflächen oder ganze Lüftungsanlagen. Weitere Vorteile sind die geringen Wartungskosten und der einfache Wirksamkeitsnachweis mittels UV-sensitiver Karte mit Farbindikator zur Foto Dokumentation.
Weiter zum Thema Hygiene präsentierte Michael Richter von Ecolab einen wichtigen Punkt der Annex 15 Revision, welche ab Oktober in Kraft getreten ist. 

 nne pharmaplan am 9. Swiss cleanroom Community Event

Neu thematisiert der Annex nun auch Desinfektionsmittelrückstände,welche auf Abklatschplatten zu falsch negativen Befunden führen können.  Daher muss der Abklatsch nun mit einer Methode durchgeführt werden, welche nicht durch Rückstände beeinflusst wird. Ein aktualisiertes Testprotokoll sieht dem nach eine Negativkontrolle vor, bei der das Desinfektionsmittel entfernt wird. Für die Inaktivierung von Desinfektionsmitteln muss der passende Neutralisator verwendet werden. Gemäss Richter muss «der Desinfektionsmittelsupplier hier mit Medienherstellern den Austausch suchen, damit der Kunde optimal beraten werden kann.»

Ebenfalls zur Hygiene im Reinraum gehörte das Thema Reinraumbekleidung. Christian Menet von Solida AG informierte über die neuartigen Kopfhauben aus Micromesh, einem Gewebe aus feinsten Polyesterfäden. Die Hauben sind im Vergleich zu den herkömmlichen Faservlies-Hauben absolut reissfest und die Dichte der Maschenstruktur kann den Hygieneanforderungen des Raums angepasst werden. Ausserdem findet bei dem in sich geschlossenen textilen Materialkein Abrieb statt, die Fusselbildung ist ausgeschlossen. Als weitere Vorzüge hob Menet hervor, dass die Atmungsaktivität und die latexfreie Randelastik der Kopfbedeckung den Tragkomfort erhöhen.

Abbildung 3
Rotronic AG präsentierte unter anderem das Reinraum Panel CRP5 zur Messung von Differenzdruck, Feuchte und Temperatur.

Weil’s nicht drückt und juckt greift der Mitarbeiter seltener an den Kopf oder schlimmer – unter die Haube – was die Hygiene im Reinraum weiter verbessert. «Unser Produkt ist teurer», gibt Menet zu, «es ist aber auch besser als die gängigen Alternativen.» Weniger defekte Hauben und besserer Tragkomfort erhöhendie Sicherheit. Unter dem Strich kann die Rechnung deshalb trotzdem aufgehen.

Rotronic AG am 9. Swiss cleanroom Community Event

So hat Solida bereits die Lebensmittelindustrie überzeugen können, aber auch die Pharmaindustrie könnte bald Interesse bekunden – wer am Event dabei war konnte de Haube jedenfalls schon mal probetragen.

Klima stimmt, Rechnung geht auf

Nicht nur das Mikroklima unter der Kopfhaube,auch das ganze Klima im Reinraummuss stimmen. Wenn es um die Feuchte Feuchtemessunggeht, kann die Novasina AG weiterhelfen. Philippe Trösch stellte in seinem Referat mögliche Messprinzipien vor. Diese nämlich sind ausschlaggebend für die Mess-Güte. «Chemisch-physikalische Messungen sind immer nur eine indirekte Annäherungan einen realen Wert», betont Trösch. Dennoch ist neben der älteren, einfachen Feuchtemessung mit Psychrometer (Feuchtekugel) heute auch die genauere Feuchtemessung möglich. Erstere bietet sicheher für hohe Luftfeuchten mit über 80 % rF an, wie es im Treibhaus der Fall ist. Für einen Reinraum ungeeignet. Hier kommen oft genauere kapazitive Sensoren zum Einsatz, oder elektrolytische von Novasina. Dessen Messprinzip basiert auf einem Elektrolyt, welcher seine Leitfähigkeit je verändert, wenn er Feuchte aus der Umgebung aufnimmt. Diese Messung ist linear und sehr genau mit schnellem Ansprechverhalten (z. B. 2.8 min für Novasina t-90).

Auch tritt keine Sättigung auf,wie es bei der weitverbreiteten kapazitiven Feuchtemessung mit Polymeren,mit einem fast doppelt so langen Ansprechverhalten, der Fall ist. Auch die Querempfindlichkeit durch H2O2 oder Ammoniak ist bei Elektrolyten nicht gegeben. Die Anforderungen an einen Sensor sollten vor der Wahl gründlich überlegt werden. «Ein Sensorsollte 3 – 5 mal genauer sein, als die Spezifikationder Regelstrecke», rät Trösch. Das genaue Luftfeuchtemonitoring hat auch einen Zusatz nutzen: Der Energieaufwand für das Erhalten des Raumklimas kann mit dem richtigen Fühler optimiert werden.

Abbildung 4
Viel Raum für persönliche und Fachgespräche während dem Networking Apéro. Filtertechnik praktisch ohne (Dimensions-) Grenzen präsentierte Andreas Nägeli von der Unifil AG. Reinraumbetreiber kennen vor allem die gängigen endständigen HEPA-Filter in der Reinraumdecke, oder die Grob- und Feinstaubfilter im Lüftungsmonoblock. Die Unifil macht aber auch Spezialanfertigungen– vom ganz kleinen HEPA Filtern mit 60 mm Kantenlänge bis zu grossen mit 1 m Kantenlänge und mehr. «Wir können helfen, wenn etwas Spezielles gebraucht wird», so Nägeli.
9. Swiss Cleanroom Community Event

Die Unifil betreibt eine Filterproduktionsanlage und kann die selber entwickelten und hergestellten Filter auch gleich im hauseigenen Prüflabor testen. «Es ist schön, wenn sich bei der Prüfung bestätigt, dass man in der Entwicklungsphase richtig gerechnet hat», scherzt Nägeli. Denn Wirkungsrad, Abscheidegrad, Druckverlust müssen bei allen Filtern für die Verwendung im regulierten Umfeld stimmen. Filter in allen Formen und verschiedenen Rahmenmaterialien, ob für Isolatoren mit Splitterschutz oder solche für den einfachen und sicheren Filterwechsel – die Unifil nimmt gerne Herausforderungen an.


Computergestützte Planung
Bei neuen Projekten steht die gute Planungder gesamten Anlage am Anfang: PeterZwick von der b+p Baueralisation AG stellte das Qualitätsmanagement des Bauunternehmens vor. «Qualität hat mit Zielen und deren Definition zu tun», betont Zwick, «diese müssen am Anfang gesetzt und dann mit Teamkompetenz realisiert werden.» Die Zielsetzung ist Aufgabe des Auftraggebers. Das weitere Projektqualitätsmanagement sichert danach den Herstellprozess und ist Sachedes Planers. Ein Generalunternehmer geht in so einem Bauprojekt stets strukturiert vor. Er kann Termine und Kostenrahmen einhalten und am Schluss ein funktionsfähiges Gebäude übergeben. «Qualität ist daher auch ein Managementprozess», so Zwick. Ein wichtiges Instrument allgemeinbei der Bauplanung stellt heute das BIM (Building Information Modeling) dar. Die Bedeutung des BIM bei der Reinraumplanung erläuterte Magnus Willers von derJobst Willers Engineering AG.
«Building InformationModeling ist keine Software sondern sondern eine Methode», erklärte der Referent. Während Planung und Ausführung eines Baus fallen verschiedenste Daten an. Diese gilt es zu digitalisieren und zu sammeln, so dasssie referenziert werden können. Das ermöglichteine integrale 3D Planung. Architekt, Statiker, Gebäudetechnik und Gebäudeunterhalt erhalten Zugriff auf die Informationenund aktualisieren diese laufend.

Wie es heute schon in vielen Bereichen Usus ist, werden die Daten in einer Cloud gespeichert. Die Reinraumbauer können diese dann direkt für die CAD Pläne übernehmen und Elemente passend vorfertigen. So erfolgt eine hohe Datenintegration, welche Daten in einer CAD Software zusammenfasst. Das reduziert Komplexität sowie Kosten und Zeit von der Planung bis zur Ausführung. Schliesslich macht auch die Maintenance von BIM gebrauch. Der Vorteil dabei ist, dass auch die Haustechnik schon beider Planungsphase involviert ist und sämtliche Daten abrufen kann.

 

Die prägnanten Referate, sowie die Ausstellerstände verliehen dem Community Eventden Charakter einer Klein-Messe und zeigten einmal mehr, wie vielfältig Themen rund um den Reinraumbetrieb sind: Vom Bau bis zur Schutzbekleidung, von der Kontaminationsprävention bis zur Dekontamination. Einmal mehr war der Community Event der Swiss Cleanroom Concept facettenreich und vollbepackt mit Informationen. Und gemäss Veranstalter Frank Zimmermann ist die Fortsetzung bereits in Planung.

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